Gesunde Führung geht nur mit effektiver Selbst-Führung. Wer sich selbst nicht gut führt, kann auch andere Menschen nicht gut führen. Selbst-Führung ist für mich die konsequente Verantwortungsübernahme für die eigenen Gefühle, die eigenen Reaktionen und das eigene Handeln.
Was braucht es für Selbst-Führung?
Wenn ich mich selbst gut führen will, sind ein paar Fähigkeiten und Fertigkeiten sehr hilfreich, zum Beispiel:
Bewusstheit über meine Verhaltensmuster Was sind beliebte und gut geübte Verhaltenstendenzen von mir? Wie reagiere ich „gerne“? Wenn ich mir dessen bewusst bin, öffnen sich mir neue Handlungsoptionen.
Fokussierung der Aufmerksamkeit Sich bewusst machen können, in welcher Haltung ich gerade unterwegs bin? Und wo will ich meine Energie (= Aufmerksamkeit) in diesem Moment hinfliessen lassen?
Reflexionsfähigkeit Wo ist meine Aufmerksamkeit gerade? Wo war sie zu einem bestimmten Zeitpunkt? Für einen Moment „einen Schritt zur Seite machen“ und sich selbst beobachten können und damit die momentane Betrachtungsweise als eine von mehreren möglichen erkennen können.
Eine gute Portion Ambiguitätstoleranz Die Uneindeutigkeiten, die mir tagtäglich beruflich und auch privat begegnen und die damit verbundenen Widersprüche annehmen können und damit auch "auszuhalten". Eine andere Betrachtungsweise einnehmen zu können, hilft dabei sehr.
Wahrnehmung der eigenen Gefühle und sie auch benennen zu können Wie geht es mir jetzt gerade? Ich fühle mich gerade traurig, ängstlich, wütend, froh, …
Erkennen der dahinterliegenden Bedürfnisse Gefühle sind nichts anderes als Hinweisgeber auf Bedürfnisse, die wir ständig haben. Erkannt haben, dass es Bedürfnisse gibt und das die ganze Zeit. Auf was weist mich das Gefühl hin? Was brauche ich gerade? Das triadische Prinzip aus Bauch, Herz und Kopf ist eine hochwirksame Art sich auf der Ebene der Bedürfnisse zu begegnen.
Die grundsätzliche Bereitschaft mir selbst wohlwollend zu begegnen Da ich mir meines Selbst-Werts und meiner Würde bewusst bin: Ich bin erstmal mit mir zufrieden! Oder vielleicht sogar: Ich finde mich super! ☺️ Dieser Punkt ist nicht zu unterschätzen, da sich daraus auch direkt ableitet, wie ich mit anderen Menschen interagiere. Wenn ich Zweifel an meinem Selbst-Wert habe, dann ist die Verlockung groß, andere Menschen abzuwerten, damit ich mir nicht mehr so klein, so wenig wert vorkomme.
Fertigkeiten der Selbst-Regulation Über die für mich passende Methoden verfügen, um selbstwirksam auf und in Situationen zu reagieren.
Was ist Selbst-Führung nicht
Selbst-Führung heisst nicht die Gefühle zu kontrollieren. Gefühle sind erstmal Teil des Körpers und können gar nicht kontrolliert (ein anderes Wort dafür: unterdrückt) werden - zumindest nicht über einen längeren Zeitraum ohne körperlichen Schaden zu nehmen.
Selbst-Führung ist nicht Selbst-Optimierung. Wenn ich der Meinung bin, es gäbe da etwas zu optimieren an mir, dann könnte ich mir eventuell ja erstmal anschauen, wie es denn gerade um den eigenen Selbst-Wert bestellt ist. Es besteht da nämlich eine Chance, dass zumindest ein Teil von mir da irgendwas an mir herumzumäkeln hat. Im Sinne von: „So wie ich bin, das reicht nicht.“
Und das heisst jetzt nicht, dass man sich nicht weiterentwickeln darf und kann. Oder Dinge zum „Besseren“ für sich verändern darf. Der schmale Grat ist der Folgende: unter dem Label Selbst-Optimierung verbirgt sich oftmals die Selbst-Ausbeutung, in Form von „Es reicht nicht. Es braucht noch mehr.“ Und wer so unterwegs ist und sich selbst ausbeutet, der beutet auch leicht andere aus. Aber es gilt auch: wer (auf) sich achtet, der achtet konsequent auch (auf) andere.
Deswegen ist die grundsätzliche Bereitschaft mir selbst wohlwollend zu begegnen so wichtig, im Sinne von: „Ich bin erstmal mit mir zufrieden, auch wenn ich weiss, dass ich noch an der einen oder anderen Stelle etwas dazulernen kann!“ Oder: „Ich kann mich OK finden, auch wenn mir die Moderation des Team-Meetings heute mal nicht so gelungen ist.“
Selbst-Führung ist angewandte Resilienz
Indem ich mich selbst führe sorge ich automatisch für eine Förderung meiner eigenen Resilienz. Resilienz ist hier gemeint im Sinne einer für mich adäquaten und gesunden Reaktion auf äussere Umstände. Denn Resilienz ist nicht das Einüben noch mehr auszuhalten, siehe die Themen Selbst-Optimierung und Ausbeutung weiter oben.
Die Punkte in der Liste zur Selbst-Führung oben bedingen sich gegenseitig. Wenn ich in der Lage bin mein Denken und Handeln zu reflektieren, dann fällt es mir leichter meine Aufmerksamkeit zu steuern. Und auch umgekehrt.
Wenn ich gelernt habe, dass unsere Welt nicht eindeutig ist, dann kann ich eventuell auf den einen oder anderen Vorwurf verzichten, mein Blick weitet sich, ich kann anders reagieren und mir sogar auch mal eine entspanntere Haltung gönnen.
Wenn ich meine Gefühle wahrnehmen kann, dann kann ich mich als nächsten Schritt auch den entsprechenden Bedürfnissen zuwenden, dort entscheiden, was es gerade für mich braucht und danach handeln. Und ich kann in Konsequenz auch mit einer "Bedürfnis-Brille" auf mein Umfeld und andere Menschen schauen. Das sorgt für Verbindung und kann Probleme an der Ursache lösen.
Wenn ich mich OK finden kann, auch wenn mir mal ein Fehler unterlaufen ist, dann habe ich gelernt mir wohlwollend zu begegnen. Indem ich mich selbst gut führe kann ich mich selbst gut regulieren. Und auch: wenn ich mich selbst gut reguliere, dann führe ich mich gut.
I'm not afraid of storms, for I'm learning how to sail my ship. (Louisa May Alcott)
Selbst-Führung als die wichtigste Lebens-Fertigkeit
Selbst-Führung ist für mich eine absolute Super-Power und vielleicht die wichtigste Fertigkeit, die man sich im Leben aneignen kann. Und das auch unabhängig von einer Führungs-Funktion in einer Organisation. Denn es geht um eine generelle Verantwortungsübernahme für meine Situation, meine Reaktionen darauf und meine Wirkung - zu mir selbst und zu meiner Umwelt. Wenn ich das vermag, dann bin ich im Grunde für alle Situationen gewappnet. Wenn ich mich selbst führe, kann ich gar nicht anders, als Selbstwirksamkeit zu erfahren. Und das tut gut. Da gehört auch der Körper dazu, denn der ist immer noch unser wichtigster Vertragspartner (und vielleicht auch einzigster 😊), den wir im Leben haben.
In meinem Coaching-Programm achte ich darauf, zeige ich Dir Wege auf und vermittle Dir die geeigneten Methoden, um Dich gut selbst zu führen und selbstwirksam auf Situationen zu reagieren. Du folgst damit nicht mehr irgendwelchen automatischen Reaktionsmustern, die vielleicht gar nicht Deine eigenen sind ist, weil sie irgendwo irgendwann unbewusst übernommen wurden. Du lernst Deine eigene Navigationsfähigkeit in herausfordernden Situationen zu erhöhen und vergrösserst Deine Bandbreite an Reaktionsmöglichkeiten. Die Folge: mehr Zufriedenheit, weniger Stress, kraftvolle Führung.
Hast Du Dich schon mal ausgebeutet? Wo würde Dir eine Portion Selbst-Führung gut tun?
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